Die Zeitenwende hält neue Anforderungen für Investoren bereit. So veränderten sich die sozialen Grundeinstellungen der Politik drastisch, Rüstungsunternehmen und Waffenexporte sind nun erwünscht und zieren die Schlagzeilen der Presse. Damit rücken neue Aktien in den Vordergrund, welche früher gemieden wurden und heute die Portfolio-Performance ordentlich nach oben bringen. Ebenso dominant sind die öffentlichen Bestrebungen für eine nachhaltige Energiewende.

Beide Investitionsfelder erfordern ein Umdenken in der Rohstoff-Strategie. Denn sowohl Rüstung als auch alternative Energie- und Mobilitätsformen benötigen ein Vielfaches an metallischen Ressourcen, welche vor allem in Europa ziemlich rar sind. Was China schon seit Jahrzehnten betreibt, steht nun auch in den westlichen Teilen der Erde ganz oben auf der ToDo-Liste: Die Sicherung einer nachhaltigen Rohstoff-Versorgung für die kommenden Generationen. Anleger können von dieser Großwetterlage stark profitieren.

Die Metalle der energetischen Erneuerung

Der Bedarf an Kupfer und Lithium für die weltweite Energiewende ist enorm und wird in den kommenden Jahrzehnten weiter drastisch steigen. Beide Metalle spielen eine zentrale Rolle bei der Elektrifizierung und dem Übergang zu erneuerbaren Energien. Kupfer ist beispielsweise unverzichtbar für Leitungen, Elektromotoren, Transformatoren und moderne Energieanlagen wie Solarpanels und Windturbinen. Der globale Kupferbedarf könnte sich bis 2040 nochmals verdoppeln. Laut Studien der Internationalen Energieagentur (IEA) werden für die Erreichung der in Dubai beschlossenen Klimaziele bis 2040 jährlich rund 50 Millionen Tonnen Kupfer benötigt, was einer erheblichen Steigerung gegenüber dem derzeitigen Verbrauch entspricht.

Lithium ist ein Schlüsselmaterial für Lithium-Ionen-Batterien, die in Elektrofahrzeugen, tragbaren Elektronikgeräten und Energiespeichersystemen verwendet werden. Der Lithiumbedarf wird voraussichtlich noch stärker steigen als der von Kupfer. Laut der IEA könnte der Bedarf des weißen Metalls bis 2040 um das 40-fache des heutigen Verbrauchs steigen, vor allem durch die politisch getriebene Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und stationären Energiespeichersystemen. Mit diesen Zahlen stehen die Rohstoffmärkte vor ungeahnten Herausforderungen in Bezug auf Versorgungssicherheit, Preisstabilität und Nachhaltigkeit.

Viele Minenprojekte der letzten Jahre sind wegen mangelnder Finanzierung schlichtweg vom Markt verschwunden. In der sich anbahnenden Knappheit legen gerade westliche Industriemächte größten Wert auf verlässliche Lieferketten.

Rheinmetall, Intel und BYD – HighTech Produzenten und ihre Lieferkette

Die Rheinmetall AG als integrierter Technologiekonzern deckt ein innovatives Produkt- und Leistungsspektrum in hochsensiblen Märkten ab. Als eines der führenden internationalen Systemhäuser der Verteidigungsindustrie ist das Unternehmen zugleich Treiber zukunftsweisender technologischer und industrieller Entwicklungen. Die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil der Rheinmetall-Strategie, denn bis 2035 will das Unternehmen CO2-Neutralität erreichen. Im internationalen Sourcing von Rohstoffen ist der Konzern auf stabile Lieferbeziehungen in verlässlichen Jurisdiktionen angewiesen. 

Für Q2 berichtete der Düsseldorfer Konzern sehr gute Zahlen. Denn als Folge des Ukraine-Kriegs sind die Auftragsbücher des Rüstungskonzerns mit 48,6 Mrd. EUR so voll wie noch nie. Haupttreiber sind nicht etwa Panzer, sondern die weltweit gefragte 155-Millimeter Artilleriemunition. Zum Halbjahr hat sich der Umsatz um ein Drittel auf rund 3,8 Mrd. EUR erhöht, das operative Ergebnis konnte sich mit 404 Mio. EUR fast verdoppeln. Warburg und Goldman Sachs stechen mit Kaufempfehlungen und Kurszielen von 600 bzw. 666 EUR heraus. Die Story dürfte weiterlaufen.

Auch Intel hat sich in den letzten Jahren nachhaltiger aufgestellt. Vor über zwölf Jahren hatte man schon damit begonnen, Konfliktmineralien wie Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo und den angrenzenden Ländern auf verantwortungsbewusste Weise zu beschaffen. Intern läuft die Technologie- und Nachhaltigkeitsinitiative unter dem Kürzel „RISE-2030-Strategie“. Sie besteht darin, den Einfluss bei der verantwortungsvollen Beschaffung von Mineralien auszudehnen und die Entwicklung neuer Standards für die Beschaffung zu forcieren. 

Operativ läuft es bei der führenden Halbleiterfirm aus Kalifornien seit einiger Zeit nicht mehr rund, denn in Q2 musste man trotz Chip-Boom einen Umsatzrückgang von etwa 1% auf 12,8 Mrd. USD hinnehmen. Mit guten Fortschritten in der Produktentwicklung und der Prozesstechnologie blieben die Finanzergebnisse dennoch hinter den Erwartungen zurück. Unter dem Strich entstand ein Verlust von 1,6 Mrd. USD, das Management hat nun ein drastisches Sparprogramm über 10 Mrd. USD angekündigt.

An den Investitionsplänen in Magdeburg will das Unternehmen dennoch festhalten. Analysten von Jefferies stuften die Aktie auf „Hold“ zurück und kürzten das Kursziel von 34 auf 28 USD. In der letzten Woche erreichte der Kurs ein 15-Jahrestief von 18,84 USD.

Trotz Kürzung der Umweltprämie in einigen europäischen Ländern läuft der EU-Rollout des chinesischen Herstellers BYD auf vollen Touren. Asiatische Hersteller stehen in ihrer Rohstoffversorgung international am besten da, denn sie können aus dem eigenen Ressourcenreichtum vor allem in China schöpfen und haben ihre internationale Beschaffung längst auf Australien und Afrika ausgedehnt. Das erwächst langfristig zum strategischen Vorteil, denn gerade europäische Automobilkonzerne leiden in ihrer Produktion immer noch an den fragilen Lieferketten.

Trotz aller Vorteile unterliegt aber auch der chinesische Ausstoß an Fahrzeugen der internationalen Konjunkturflaute. In Deutschland hat sich die politische Verunsicherung so weit ausgedehnt, dass KFZ-Händler bei Stromern derzeit von „Ladenhütern“ sprechen, der Absatz vor Ort liegt teilweise um 70 % unter Vorjahr. Die schlechten Verkaufszahlen in der Fläche erreichen erst mit Verzögerung die Hersteller, da hier erst gedrosselt wird, wenn die Nachbestellungen aus dem Vertrieb nachlassen. 

Morgan Stanley hob in einem jüngst veröffentlichten Research-Bericht über den Automobilsektor hervor, dass die chinesische Elektrofahrzeugindustrie seit Jahresbeginn durch die geringere weltweite Einführung von Elektroautos und den Anstieg des Protektionismus stark beeinträchtigt wird.Obwohl die Zahl der produzierten Personenkraftwagen in China im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 6 % zulegte, konnten OEMs ihre Verkaufsziele aufgrund des verschärften Wettbewerbs nicht erreichen. Die US-amerikanische Investmentbank bestätigt zwar ihre Einstufung für die BYD-Aktie mit einem „Equalweight“, senkte aber das Aktienkursziel von 225 auf 209 HKD. In den letzten 3 Monaten fiel der Kurs von 270 auf unter 230 HKD zurück. Die Korrektur ist vermutlich noch nicht ausgestanden.

Chariot Corporation – Eine gigantische Lithium-Liegenschaft

Wer Lithium in Augenschein nimmt, erkennt trotz der niedrigen Spotpreise Anspannungen in der mittelfristigen Versorgung. Die großen Weltvorkommen stammen aus Südamerika, Australien und China. Auch Europa hätte große Lagerstätten des weißen Metalls z.B. im serbischen Jadar-Tal – die sogar Bundeskanzler Scholz schon auf den Plan riefen-, dort mehren sich seit einigen Wochen aber die Proteste der Serben gegen den Abbau von Lithium. Die Anzahl und die Entschlossenheit der sonst eher zurückhaltenden Bürger in der betroffenen Provinz, dürfte den serbischen Autokraten Vučić zuletzt überrascht haben. Insgesamt ist die Anzahl der Batteriemetall-Projekte in Europa sehr überschaubar.

Das Wort „Mangel“ kennt man in der McDermitt-Caldera in Nordamerika nicht. Denn im Grenzgebiet zwischen Nevada und Oregon liegt eine Menge Metall im Boden und neue Gesellschaften machen sich auf den Weg, die vulkanischen Lagerstätten auf ihre Gehalte zu prüfen. Alte Seesedimente prägen das Landschaftsbild, sie beherbergen die Metalle, die das Energiewende-Zeitalter ausmachen v.a. Lithium. Wegen der speziellen Topografie werden in diesem geologischen Abschnitt Vorkommen von mehr als 40 Mio. Tonnen LCE vermutet. 

Neben dem Platzhirsch Lithium Americas, hat sich auch der australische Explorer Chariot Corporation Ltd. umfangreiche Liegenschaften gesichert. Während Lithium Americas bereits in wenigen Jahren am Thacker Pass in Produktion geht, wird Chariot seine 121 Quadratkilometer Landbesitz erst ausgiebig untersuchen. Als unmittelbare Nachbarn sollte die Vererzung aber ähnliche Größenordnungen aufweisen. Für das Projekt „Resurgent East“ etwa attestieren die Geologen sogar die gleichen Grabensedimente wie für die Lagerstätte Thacker Pass. Natürlich wirft die mediale Präsenz Lithium Americas lange Schatten, doch selbst CEO Jonathan Evans hatte jüngst erwähnt, dass es auch andere aussichtsreiche Entwicklungsgesellschaften im näheren Umfeld gibt. 

Der Autoriese General Motors hat längst reagiert und ist bereits Anteilseigner und auch Abnehmer der zukünftigen Produktion von Lithium Americas. Die noch zu über 30 % in Managementbesitz gehaltene Chariot wird sich vermutlich in ihrer intensiven Investitionsphase auch nach einem größeren Aktionär umsehen. Leider haben sich seit Abflachung des jüngsten Lithium-Booms die Finanzierungsbedingungen deutlich verschlechtert.

Dennoch: Der Westen weiß was die Uhr geschlagen hat und muss seine Ressourcen für Batteriemetalle, wie Lithium, Kupfer und andere kritische Mineralien weiter sichern und fördern. Dass die Finanzierungsbedingungen für Explorer derzeit schlecht sind, ist auch auf die hohen Zinsen zurückzuführen. Diese verteuern sowohl die Fremd- als auch Eigenkapitalaufnahme. Auch der wieder stärkere US-Dollar spielt eine Rolle, denn viel Kapital für den Bergbau stammt von internationalen Investoren, deren Einstieg sich bei einem starken Greenback verteuert.

Chariot Managing Direktor Shantar Pathmanathan ist zuversichtlich, das Projekt in den USA dennoch zu einem großen Erfolg führen zu können, denn er kann aus Australien heraus global Geld einsammeln. Eine Finanzierungs-Variante besteht auch durch den Verkauf von Assets, die sich noch im Beteiligungs-Portfolio befinden. Zuletzt wurden etwa mehrere nicht im Fokus stehende Lithiumprojekte in Nevada und Australien an interessierte Käufer veräußert.

Die herausragende Machbarkeitsstudie im Nachbarprojekt „Thacker Pass“ könnte schnell auch für das „Resurgent-Projekt“ relevant werden. Derzeit ist das gesamte Portfolio von Chariot nur mit einer Marktkapitalisierung von knapp 10 Mio. EUR bewertet. Günstiger wird das Vorzeigeprojekt wohl nicht mehr werden.

PTX Metals – Neuigkeiten aus dem South Timmins Projekt

Auch aus Ontario gibt es Neuigkeiten: Der kanadische Explorer PTX Metals ist für seinen Reichtum an Mineralressourcen und Investitionsmöglichkeiten von Weltrang bekannt. Im Portfolio befindet sich ein Kupfer-Nickel-PGE-Projekt, das gerade im Bezug auf Batterie-Metalle stark im Fokus steht. Aktuell hat CEO Greg Ferron aber einen Blick auf das Gold-Joint-Venture-Projekt „South Timmins“ gerichtet. 

Das aktuelle Programm folgt auf die Ergebnisse der Phase-1-Arbeiten, die im Jahr 2023 und Anfang 2024 abgeschlossen wurden. Sie zeigen eine hochgradige Goldmineralisierung auf dem Goldprojekt Shining Tree, einschließlich 9,04 Gramm AU pro Tonne auf 16,15 Metern an der Oberfläche bei Ronda. Ebenso beinhaltet es auch die Nachbereitung der Bohrungen einer neuen Goldentdeckung auf dem Grundstück Heenan im Grünsteingürtel Swayze. Das Programm diente der Vorbereitung von Bohrungen und anderen Explorationsaktivitäten.

Zu den Highlights gehören: Im Juni und Anfang Juli schloss das Joint Venture South Timmins auf dem Goldprojekt Shining Tree ein mechanisiertes Abbauprogramm und ein Programm zur Entnahme von Schlitzproben auf einer Fläche von 2.971 Quadratmetern ab. Dies führte zur Entdeckung mehrerer neuer Quarz-Karbonat-Adersysteme, wobei die Ergebnisse der Schlitzproben zwischen 0,01 g/t und 5,18 g/t Au lagen. Etwa 500 m südlich von Ronda wurde eine 20 Meter breite, nach Nord-Nordosten ausgerichtete Scherzone entdeckt, die eine anomale Goldmineralisierung enthält. 

700 m nordöstlich von Ronda und unmittelbar südlich von Caswell Lake wurde ein drei bis vier Meter breites, nach Nordwesten ausgerichtetes Quarz-Karbonat-Adersystem entdeckt. Bei Heenan wurden insgesamt neun ausgewählte Schlitzproben auf einer Länge von 25 Zentimetern (cm) aus dem abgetragenen Gebiet Nr. 2 entnommen, wobei vier der neun Proben mehr als 2,00 g/t Au ergaben, mit einem Höchstwert von 5,77 g/t Au. Die Explorationsaktivitäten für Phase 1 des Joint-Venture-Abkommens wurden nun erfolgreich abgeschlossen und die Planung für das Earn-In- und Phase-2-Explorationsprogramm ist voll im Gange. 

Die Aktie ruht derzeit zwischen 0,025 und 0,03 CAD, dort finden sich immer wieder Käufer und Verkäufer. Mit weiter positiven Daten dürfte der Ausbruch nach oben anstehen.

FAZIT

Egal welche Richtung die Politik zukünftig einschlagen wird. Fakt dürfte bleiben, dass die Energie- und Mobilitätswende uns noch über Jahre beschäftigen wird. Weg von den fossilen Brennstoffen, heißt massive Investitionen in Energiespeicher-Systeme und Antriebsaggregate. Eigentlich sollten öffentliche Versorger und Touristik-Unternehmen mit gutem Beispiel voran gehen und ihre Flotten klimaneutral aufstellen. Denn wer privates Engagement im Bereich CO2-Vermeidung und Klimaschutz einfordert, sollte gesetzgeberisch erst an die öffentlichen Betriebe herangehen.

In jedem Fall brauchte es Anreize, denn Verbote sind die schlechteste Art erziehend einzuwirken. Für die genannten Sektoren sollte die erwartete Zinssenkung der FED im Herbst starke Kaufargumente bereithalten. Mittelfristig sollten Anleger sich stark auf aussichtsreiche Projekte fokussieren, denn laut Studien braucht es allein für Energiewende-Metalle mehr als 150 neue, mittelgroße Bergwerke weltweit.